55. Weinsberger Obstbautag (Landkreis Heilbronn): RPS-Abteilungspräsident Dr. Ulrich Dura: „Die Apfelernte 2024 fiel in Baden-Württemberg vergleichsweise sehr gut aus“

2025-02-12    HaiPress

Heute fand der 55. Weinsberger Obstbautag statt,bei dem Expertinnen und Experten sowie Praktikerinnen und Praktiker aus dem Obstbau zusammenkamen,um über Innovationen und nachhaltige Technologien in der Obsterzeugung zu diskutieren. Die Veranstaltung bot eine Plattform für den Austausch von Wissen und Erfahrungen im Bereich des Erwerbsobstbaus.

Bereits zum 55. Mal veranstaltete das Regierungspräsidium Stuttgart (RPS) gemeinsam mit der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) heute (11. Februar 2025) den Weinsberger Obstbautag.

Dr. Dieter Blankenhorn,Leiter der LVWO Weinsberg,begrüßte die Teilnehmenden: „Die derzeitigen Rahmenbedingungen erfordern mehr Innovation und den Einsatz von neuen,nachhaltigen Technologien bei der Obsterzeugung. Der Weinsberger Obstbautag mit seinem vielschichtigen Programm ist eine ideale Plattform des Austausches und der Wissensvermittlung“,äußerte sich Dr. Blankenhorn. Begleitend zu den Vorträgen präsentierten sich im Foyer insgesamt 15 ausstellende Firmen und Institutionen zu unterschiedlichen obstbaulichen Themenbereichen.

Dr. Ulrich Dura,Leiter der Abteilung „Landwirtschaft,Ländlicher Raum,Veterinär- und Lebensmittelwesen“ am Regierungspräsidium Stuttgart,blickte auf die letzte Erntesaison zurück: „Aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse im April 2024 lag die letzte Apfelernte in Europa,aber auch in vielen Regionen Deutschlands weit unter dem Durchschnitt. Nur bei uns in Süddeutschland und vor allem in der Region Bodensee konnte hinsichtlich Qualität und Menge eine sehr gute Ernte erzielt werden. Erfreulich sind auch die angemessenen Preise,die im Streuobstbereich für Verarbeitungsware bezahlt wurden.“

Hubert Bernhard aus Kressbronn,seit November 2024 neu gewählter Präsident des Landesverbands Erwerbsobstbau Baden-Württemberg e. V.,hielt ein Grußwort: „Wir stehen mehr denn je mit dem Rücken an der Wand,mit der Wahlkampfforderung ‚15 Euro Mindestlohn‘ wird es mit den derzeitigen Erzeugerpreisen und steigenden Energie- und Betriebskosten unmöglich,die Sonderkulturbetriebe auf langfristiger Sicht aufrecht zu erhalten. Um gesunde heimische Lebensmittel mit kurzen Transportwegen zu erzeugen,benötigen unsere Obstanbauende faire Wettbewerbsbedingungen innerhalb Deutschlands und Europas. Unsere Betriebe möchten weiterhin für gesunde Lebensmittel sorgen und arbeiten zukunftsorientiert und ressourcenschonend.  Wir müssen gemeinsam mit Politik,Verwaltung und Verbraucherinnen und Verbrauchern an einem Strang ziehen,um den baden-württembergischen Obstbau eine Zukunft zu geben.“

Themen und Vorträge des 55. Weinsberger Obstbautages

Sina Rzesnitzek vom Regierungspräsidium Stuttgart stellte das Förderprogramm „Mehrgefahrenversicherung im Obst- und Weinbau“ vor. „Zur Stärkung der eigenverantwortlichen betrieblichen Risikovorsorge der baden-württembergischen Obst- und Weinbaubetriebe hat das Ministerium für Ernährung,Ländlicher Raum und Verbraucherschutz 2020 das Förderprogramm ‚Ertragsversicherung im Obst- und Weinbau‘ ins Leben gerufen. Die Umsetzung wurde 2024 an das Regierungspräsidium Stuttgart übertragen. Im vergangenen Jahr sind dabei über 1.600 Förderanträge eingegangen und es wurden Fördergelder für eine versicherte Gesamtfläche von rund 16.500 Hektar beantragt. Das Förderprogramm,welches in die ‚Mehrgefahrenversicherung im Obst- und Weinbau‘ umbenannt wurde,soll dauerhaft fortgeführt und schrittweise weiterentwickelt werden. Mit dem Antragsjahr 2025 wird es an den Gemeinsamen Antrag angebunden und damit in ein Online-Verfahren mit FIONA überführt“,so Rzesnitzek.

Dr. Franz Rueß von der LVWO Weinsberg referierte über die Möglichkeit,durch züchterische Maßnahmen die Blühzeitpunkte von neuen Apfelsorten wieder in den Mai und damit außerhalb der Gefahrenzone für Spätfröste zu verlegen. Er zeigte anhand von Daten aus der Neckarregion,wie sich aufgrund des Klimawandels die Vollblüte des Apfelsortiments im Erwerbsobstanbau seit 1960 von Mitte Mai auf Mitte April in heutiger Zeit verschoben hat. „In Süddeutschland treten mittlerweile regelmäßig starke Spätfrostschäden im Obstbau auf. Durch die Einkreuzung von spätblühenden Sorten aus dem Streuobstanbau in moderne Erwerbssorten ist es möglich,neue Sorten mit später Blüte für den Obstbau zu züchten,die den klimatischen Erfordernissen der Zukunft besser gewachsen sind. Mit der Apfelneuzüchtung ‚Mammut‘ hat die LVWO Weinsberg bereits einen ersten Schritt in diese Richtung getan“,führte Dr. Rueß aus.

Gunhild Muster von der LVWO Weinsberg berichtete über aktuelle Versuche zu Him-,Brom- und Heidelbeeren: „Bei den Himbeeren ist ‚Enrosadira‘ nach wie vor eine wichtige Sorte,die durch Ertrag,Fruchtqualität und Reifezeit überzeugt. ‚Malling Bella‘ ist für die Sommer- und Herbsternte geeignet,sowohl für den Anbau im Topf wie auch in der Substratrinne im ökologischen Anbau. Für lange Distributionswege werden bei Brombeeren Sorten mit höherer Fruchtfestigkeit gesucht. Erste Ergebnisse zeigen,dass die Sorten ‚Loch Katrine‘,‚Ponca‘ und ‚Sweet Royalla‘ eine hohe Fruchtfestigkeit und ein gutes ‚shelf life‘ aufweisen. Diese Sorten weisen auch einen milden Geschmack auf.“

Uwe Michelfelder von der LVWO Weinsberg referierte zum Thema betriebswirtschaftliche Betrachtung im Beerenobstanbau vor dem Hintergrund des steigenden Mindestlohns. „Da die Beerenkulturen sehr arbeitsintensiv sind,insbesondere bei der Ernte,wirken sich steigende Mindestlöhne stark auf die Erzeugungskosten aus. Aber auch weitere Betriebsmittel sind in den letzten Jahren teurer geworden und so sind die Erzeugungskosten für Beeren deutlich gestiegen. Dazu kommt die Konkurrenz aus den südlichen EU-Ländern,in denen der Mindestlohn nur um die sechs Euro pro Stunde oder noch niedriger liegt. Die heimische Produktion steht daher unter großem Druck und wird nur bestehen,wenn es gelingt,die im Lande erzeugten Beeren zu auskömmlichen Preisen zu vermarkten. Gutes Marketing und Öffentlichkeitsarbeit für die im Lande erzeugten Beeren ist deshalb gefragt“,erklärte Michelfelder.

Thomas Hepperle,Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sortenerhaltungszentrale beim Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee in Bavendorf sowie freier Mitarbeiter der Heinz Sielmann Stiftung,referierte zu alten Birnensorten im Streuobstbau. „Mit dem starken Rückgang des Streuobstbaus in Baden-Württemberg war und ist auch ein massiver Rückgang der einstigen Obstsortenvielfalt verbunden. Sehr stark betroffen sind dabei die mächtigen,landschaftsprägenden Birnbäume im Streuobstbau. Mit jeder verschollenen oder ausgestorbenen Birnensorte verlieren wir auch ein Stück unseres genetischen Erbes und unserer kulturellen Identität. Die in generationenlanger Kulturarbeit entstandene Sortenvielfalt ist ein lebendiges Kulturgut,das es verdient,auch unabhängig von züchterischen Interessen,weiterhin erhalten zu werden. Mit der Einrichtung einer Sortenzentrale beim Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee in Bavendorf und der Finanzierung von verschiedenen Sortenerhaltungsgärten trägt das Land Baden-Württemberg dieser Verantwortung Rechnung. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels und der dramatischen Sortenerosion im landschaftsprägenden Streuobstbau,sind weitere Bemühungen um den Erhalt der traditionellen Obstsorten aus unserer Heimat notwendig“,führte Hepperle aus.

Marius Papp vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) stellte das Projekt „Trainingszentrum“ vor,das sich mit alternativen Möglichkeiten der Wissensvermittlung rund um die Sprühgerätetechnik beschäftigt.  „Neben Vortragsveranstaltungen werden in ganz Baden-Württemberg Sprühgeräte-Workshops angeboten. Im Zentrum der Workshops steht der praktische Teil,in dem die Wissensvermittlung direkt am Sprühgerät erfolgt. Der Einsatz abdriftmindernder Düsen,die richtige Geräteeinstellung,das neue Laubwandflächenmodell sowie die Darstellung von Abstandsauflagen sind wichtige Bestandteile der Workshops. Des Weiteren werden Kurzvideos zu einzelnen Thematiken der Applikationstechnik erstellt. Diese sind über den YouTube-Kanal des LTZ abrufbar“,erläuterte Papp.

Manuel Geiser vom Regierungspräsidium Stuttgart ging in seinem Vortrag auf die rechtlichen Rahmenbedingungen im Pflanzenschutz ein: „Die Mittelverfügbarkeit im Insektizidbereich erreicht einen neuen Tiefpunkt. Darüber hinaus sind weitreichende Einschränkungen in der Schorfbekämpfung angestoßen worden. Eine befriedigende Regulierung verschiedenster Schaderreger im Obstbau wird zunehmend schwierig.“ Auch dieses Jahr waren mehr Mittelverluste als Neuzulassungen zu verzeichnen.

Hintergrundinformationen:

Der Weinsberger Obstbautag wird bereits seit dem Jahr 1971 für Praktikerinnen und Praktiker aus dem Erwerbsobstbau durchgeführt und findet dieses Jahr zum 55. Mal statt. Die Organisation und Durchführung liegt in den Händen des Regierungspräsidiums Stuttgart und der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO). Die LVWO ist eine Landesanstalt des Ministeriums für Ernährung,Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.

PM Regierungspräsidium Stuttgart

 

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