Von Bier bis Arznei: Wie Hopfen gegen Spinnmilben resistenter wird – DBU fördert bayerisches Forschungsprojekt

2025-04-23    HaiPress

Wenn die Brauwirtschaft am 23. April wie jedes Jahr den „Tag des deutschen Bieres“ feiert,will sie vor allem an die mittelalterliche,bayerische Landesordnung von 1516 erinnern – und damit an das Reinheitsgebot. Seinerzeit ging es neben Gerste und Wasser besonders um Hopfen. Deutschland ist weltweit einer der beiden Hauptproduzenten dieser Kulturpflanze,die auch Grundlage etwa von Arzneien ist. Doch es lauert Gefahr: die Spinnmilbe. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert deshalb mit rund 450.000 Euro ein Projekt der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Das Ziel: die natürliche Resistenz des Hopfens stärken – und so zugleich die chemische Schädlingsbekämpfung reduzieren.

Bundesweite Hopfenernte steigerte sich um rund 13 ProzentDBU-Generalsekretär Alexander Bonde hebt die Bedeutung dieses doppelten Ansatzes hervor: „Das sichert den Bäuerinnen und Bauern die Existenzgrundlage,sorgt zugleich aber für mehr Umweltschutz.“ Laut Statistischem Bundesamt haben deutsche Brauereien 2023 rund 7,2 Milliarden Liter alkoholhaltiges Bier hergestellt. Dazu kommen etwa 556 Millionen Liter alkoholfreies Bier. Dafür ist die Branche unter anderem auf einen Rohstoff angewiesen: Hopfen. Dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zufolge sind 2024 bundesweit rund 46.540 Tonnen Hopfen geerntet worden,ein Anstieg zum Vorjahr um rund 13 Prozent.Pestizide gefährden Artenvielfalt in DeutschlandDer Kulturhopfen mit Bayern als Hauptanbaugebiet in Deutschland ist allerdings durch die sogenannte Gemeine Spinnmilbe als Schädling bedroht. Sie verursacht nach Angaben der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft erhebliche Qualitäts- und Ernteverluste – bis hin zum Totalausfall. Um das zu verhindern,kommt chemische Schädlingsbekämpfung zum Einsatz,darunter zum Beispiel Akarizide – also Pestizide zur speziellen Bekämpfung von Milben und Zecken. Doch es gibt einen Haken,erklärt DBU-Abteilungsleiter Dr. Maximilian Hempel: „Pestizide tragen entscheidend zum Rückgang der biologischen Vielfalt bei. Letztlich gefährdet das auch die Existenz bäuerlicher Betriebe.“ Doch es gibt Auswege,wie eine seitens der DBU entwickelte bundesweite Förderinitiative zur Pestizidvermeidung gezeigt hat. Rund drei Millionen Euro Förderung durch die DBU flossen in insgesamt fast ein Dutzend Projekte. Hempel: „Motivation ist,den Schutz biologischer Vielfalt zu verstärken,ohne die Existenz von Bauernhöfen aufs Spiel zu setzen.“Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft forscht auf 31 Hopfenanbau-FlächenDaher sucht auch die LfL nach Methoden für nachhaltigen Pflanzenschutz. Projektleiter Dr. Florian Weihrauch berichtet über eine bemerkenswerte Erkenntnis: „Hopfen-Anbauflächen,die von erheblichen Schäden durch Spinnmilben betroffen waren,hatten in den Folgejahren kaum oder gar nicht mehr mit Befall zu kämpfen – ganz ohne den Einsatz von Pestiziden.“ In dem von der DBU geförderten Projekt untersucht die LfL 31 Hopfengärten über fünf Jahre. In jedem wurde ein Teilbereich alljährlich mit Akariziden behandelt,während eine zweite Teilfläche unbehandelt blieb. Ziel ist es,die Gründe für das beobachtete Phänomen zu finden und wissenschaftlich zu belegen. Das Projekt läuft bis Ende Mai 2026. Was für Weihrauch jetzt schon sicher ist: „Eine jährliche Hopfen-Behandlung mit Akariziden ist gar nicht notwendig und schädigt die Umwelt. Unsere Untersuchungen auf den Beobachtungsflächen lassen erkennen,dass selbst bei einem reduzierten Pestizideinsatz in vielen Jahren keine Ernteausfälle drohen.“„Wie eine Impfung bei Menschen“Weitere Forschungsergebnisse erhofft sich Weihrauch noch aus einer anderen Erkenntnis: Nach einem starken Befall mit Spinnmilben verändern sich nach seinen Worten mehrere Faktoren bei der Hopfenpflanze. Der Projektleiter: „Unter anderem produziert sie vermehrt sogenannte Methyl-Salicylsäure,die dazu beiträgt,einen erneuten Schädlingsbefall deutlich unwahrscheinlicher zu machen. Bis zum Projektende wollen wir die Gründe noch eingehender untersuchen.“ Für Weihrauch steht fest: „Hopfen bildet eine natürliche Resistenz gegen die Spinnmilben aus. Das tritt zwar auch bei anderen Pflanzen wie Baumwolle,Sojabohnen oder Zitrusfrüchten auf,doch solch ein Schutz gegen einen beißenden Schädling ist selten.“ Dieses Phänomen wollen die LfL-Forschenden folglich für eine ökologischere und umweltschonendere Landwirtschaft nutzen. „Stark vereinfacht kann man es sich vorstellen wie eine Impfung bei Menschen“,so Weihrauch.Landwirte und Umwelt profitierenWenn Hopfenpflanzen auf natürliche Weise gegen Schädlinge abgehärtet oder zumindest weniger Akarizide verwendet werden müssen,hätte das laut Weihrauch mehrere positive Effekte: „Zum einen eine erhebliche Kostenersparnis. Denn der Einsatz der Chemikalien schlägt im Schnitt pro Hektar und pro Anwendung mit 300 bis 400 Euro zu Buche. Zum anderen besserer Umwelt- und Naturschutz,weil Akarizide – einmal in die Umwelt gelangt – der Tier- und Pflanzenwelt schaden können.“ Wenn natürlicher Schutz Ernteausfälle ebenso gut verhindere wie chemische Schädlingsbekämpfung,würden alle Beteiligten profitieren. Weihrauch: „Die Nutzung der natürlichen Resistenz gegen Schädlinge ist eine wichtige Etappe auf dem Weg hin zu einem nachhaltigen Pflanzenschutz.“Foto (Weihrauch): Hopfenpflanze mit Spinnmilben-BefallPM Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Haftungsausschluss: Dieser Artikel wurde aus anderen Medien reproduziert. Der Zweck des Nachdrucks besteht darin, mehr Informationen zu vermitteln. Dies bedeutet nicht, dass diese Website ihren Ansichten zustimmt und für ihre Authentizität verantwortlich ist und keine rechtliche Verantwortung trägt. Alle Ressourcen auf dieser Website werden im Internet gesammelt. Der Zweck des Teilens dient nur dem Lernen und Nachschlagen aller. Wenn eine Verletzung des Urheberrechts oder des geistigen Eigentums vorliegt, hinterlassen Sie uns bitte eine Nachricht.

Neueste

  • Die E-Rechnung: Was sie bedeutet und für wen sie wichtig ist

    Eine E-Rechnung (oder elektronische Rechnung) ist mehr als nur ein PDF-Dokument, das via Mail verschickt werden kann. Es handelt sich um ein standardisiertes und digitales Dokument im XML-Format, das direkt von einem Buchhaltungstool ins nächste übertragen werden kann. Was das bedeutet und für wen das wichtig ist, erklären wir in
  • Kreissparkasse investierte deutlich in die Versicherungvermittlung

    Die Kreissparkasse hat eine eigene Versicherungsagentur, die größte im Landkreis. Eine Abteilung, die seit vielen Jahren erfolgreich arbeitet. Im letzten Jahr wurde am Hauptsitz in Göppingen im ehemaligen Cafe "M2" das S-Versicherungs-Center eröffnet. "Unsere Kundinnen und Kunden sollten einfach vorbeikommen können – auch zur Spontanberatung ohne Termin, so der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Göppingen, Klaus Meissner, ...
  • Kreissparkasse präsentiert „auskömmliches Ergebnis

    Am 15. Mai stellte der Vorstand der Kreissparkasse Göppingen, Klaus Meissner und Cindy Berend das vorläufige Ergebnis des Jahres 2014 vor. Der Vorstandsvorsitzende Klaus Meissner sprach von einem "auskömmlichen Ergebnis" in schwieriger Zeit. Im Vergleich der Sparkassen im Land Baden-Württemberg liegt die KSK Göppingen weiterhin im besten Drittel ihrer Größenklasse (rund 50 Sparkassen). Klaus Meissner ...
  • Bienvenue im Rathaus

    Oberbürgermeister Klaus Heininger empfängt Schülerinnen aus der französischen Partnerstadt Oyonnax. Ein herzlicher Empfang im Rathaus markierte den Auftakt des diesjährigen Schüleraustausches zwischen dem Erich Kästner Gymnasium und dem Collège St. Joseph aus der französischen Partnerstadt Oyonnax. Oberbürgermeister Klaus Heininger hieß die zehn französischen Schülerinnen mit ihren Eislinger Austauschpartnerinnen und den Begleitlehrern im Großen Sitzungssaal herzlich ...
  • Generationenwechsel bei den Freien Wählern: Franziska Franzisi übernimmt den Vorsitz

    Bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Kreisverbands Göppingen e. V. der Freien Wähler wurde ein neuer Vorstand gewählt. Nach 22 Jahren an der Spitze gab Hans-Rudi Bührle den Vorsitz ab. Die Leitung der Wahl übernahm er ein letztes Mal selbst – ein besonderer Moment für den langjährigen Vorsitzenden, der einen klaren Wunsch äußerte: „Ich habe im ...
  • Gemeinsam. Zukunft. Gestalten. – Neubau des ALB FILS KLINIKUMS offiziell eingeweiht

    Nach sechsjähriger Bauzeit war es heute (15.05.2025) soweit: Das neue ALB FILS KLINIKUM in Göppingen wurde mit einer offiziellen Veranstaltung eingeweiht. Es markiert einen bedeutenden Meilenstein in der Gesundheitsversorgung der Region. Der medizinisch-pflegerisch wie auch architektonisch hochmoderne Klinikneubau ist in der Stadt Göppingen auf dem Campus "Auf dem Eichert" angesiedelt. Dieser Campus umfasst neben dem ...
  • Im Trikot zur Arbeit: Landratsamt Göppingen beteiligt sich am Trikottag der Sportvereine am 20. Mai 2025

    Landratsamt macht Verbundenheit mit lokalen Sportvereinen sichtbar.  Ob gelb, blau oder weiß: Am Dienstag, 20.05.2025 sind die Mitarbeitenden des Landratsamts Göppingen wieder eingeladen, im Trikot, Shirt oder in der Trainingsjacke ihres Sportvereins zur Arbeit zu kommen. Das Landratsamt beteiligt sich wie im vergangenen Jahr erneut am Trikottag der Sportvereine, einer Aktion unter anderem des Landessportverbands ...
  • Tourismus: Zahl der Gästeankünfte bleibt auf hohem Niveau

    Nach dem Rekordjahr 2024 stabilisiert sich im ersten Quartal 2025 die Zahl der Gästeankünfte in Baden-Württemberg auf hohem Niveau. Anlässlich der am 14. Mai 2025 veröffentlichten Extern:Tourismusbilanz für das erste Quartal 2025 für Baden-Württemberg(Öffnet in neuem Fenster) erklärte Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus: „Mit 4,2 Millionen Gästeankünften und
  • Greenpeace: ”Ihr Job, Herr Minister: Tierquälerei und Klimakrise bekämpfen” – Zugespielte Bilder belegen Missstände in der Fleischindustrie

    Mit acht über einen Meter großen Fotos von verletzten, erkrankten und toten Schweinen demonstrieren Greenpeace-Aktive heute vor dem Amtssitz des neuen Bundeslandwirtschaftsministers Alois Rainer (CSU). Vor dem Landwirtschaftsministerium fordern sie auf einem knapp zwei Quadratmeter großen Schild: „Ihr Job, Herr Minister: Tierquälerei und Klimakrise bekämpfen”. Greenpeace waren diese Bilder und weiteres Foto- und Filmmaterial aus ...
  • Berufsbildungsbericht 2025: Alarmsignal ernst nehmen – Berufsvalidierungsgesetz als Chance nutzen

    Susanne Herre: Junge Menschen ohne Berufsabschluss verlieren Perspektive auf eine sichere Zukunft Die Zahlen aus dem aktuellen Berufsbildungsbericht der Bundesregierung sprechen für Susanne Herre eine klare Sprache: „Wir sehen mit großer Sorge, dass immer mehr junge Menschen den Einstieg in die duale Berufsausbildung verpassen oder frühzeitig wieder aussteigen“, sagt die Hauptgeschäftsführerin der IHK Region Stuttgart, ...

Link

Back to top
© Urheberrechte 2009-2020 Auto täglich      Kontaktieren Sie Uns   SiteMap