„Milchmärchen“-Report kritisiert irreführende Klimawerbung der Milchindustrie – foodwatch fordert Halbierung der Milchvieh-Haltung in Deutschland

2024-10-22    HaiPress

Milchlobby rechnet Klimabilanz schön: Emissionen der Tierhaltung in Deutschland in Wahrheit dreimal höher als von der Lobby suggeriert.

Durch Umstieg auf pflanzliche Milch-Alternativen und Renaturierung von Futter- und Weideflächen könnten Emissionen in der Größenordnung von mehr als 10 Prozent der gesamten deutschen Treibhausgas-Emissionen reduziert werden.

Die Zahl der fast 3,7 Mio. Milchkühe in Deutschland muss mindestens halbiert werden.

+++ foodwatch-Report „Milchmärchen: Wie die Milchlobby die Klimakrise befeuert,Kühe leiden lässt und Verbraucher:innen täuscht“ +++

Mit irreführenden Marketing-Kampagnen versucht die deutsche Milchindustrie,sich als klimafreundlich darzustellen – dabei trägt sie viel stärker zur Klimakrise bei als behauptet. Das zeigt der neue foodwatch-Report „Milchmärchen“,den die Verbraucherorganisation heute gemeinsam mit dem Thinktank „Faba Konzepte“ vorgestellt hat. Die Milchlobby versuche mit reichweitenstarken Videos auf Tiktok und Co.,eigenen Websites oder sogar Aktions- und Lehrmaterialen für Kitas und Schulen gezielt,das Image der Milchproduktion zu verbessern und ihre negativen Auswirkungen zu verharmlosen. Tatsächlich jedoch verursachten Milch und Milchprodukte rund dreimal so hohe Klima-Emissionen wie pflanzliche Alternativen. Für einen wirksamen Klimaschutz müsse die Zahl der Milchkühe in Deutschland daher mindestens halbiert werden,forderte foodwatch.

„Die Wahrheit hinter den Milchmärchen von Industrie und Lobbyverbänden ist: Die Milchproduktion verursacht enorme Klimaschäden und großes Tierleid“,sagte Annemarie Botzki von foodwatch. “Es geht nicht darum,Milch,Käse oder Joghurt zu verbieten. Aber wenn wir Klima- und Tierschutz ernst nehmen wollen,kommen wir um eine Wahrheit nicht herum: Wir müssen deutlich weniger Kühe halten und deutlich weniger Milchprodukte herstellen und essen.“

Als Experte zu der Pressekonferenz war ebenfalls der Agrarökonom Dr. Benjamin Bodirsky vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung geladen,der an der Erarbeitung des foodwatch-Reports nicht beteiligt war. Er fügte hinzu: „Wenn es um die Klimabilanz von Milchprodukten geht,werden wichtige Emissionsquellen oft nicht berücksichtigt. Zum Beispiel wurden in den letzten Jahrzehnten viele Moore in Deutschland trockengelegt,um sie als Weideflächen oder zum Anbau von Futtermitteln zu nutzen. Durch die Trockenlegung baut sich der Torf ab,der sich dort über Jahrtausende aufgebaut hat – dies führt zu riesigen Emissionen. Die landwirtschaftlich genutzten ehemaligen Moore in Deutschland emittieren etwa sechs Prozent der deutschen Gesamtemissionen,die jedoch in offiziellen Statistiken nicht der Landwirtschaft zugewiesen werden.“

Emissionen der Tierhaltung dreimal höher als von der Lobby suggeriert.

In dem „Milchmärchen“-Report zeigen foodwatch und Faba Konzepte detailliert,mit welchen Methoden die Branche versucht,die Auswirkungen der Milchproduktion zu verschleiern. So präsentiere die Milchlobby zum Beispiel gerne Zahlen,wonach die Tierhaltung in Deutschland nur für fünf Prozent der deutschen Emissionen verantwortlich sei,die Rinderhaltung sogar nur für 3,9 Prozent. Doch diese Berechnung beziehe nur die direkten Emissionen der Rinderhaltung ein,also die Treibhausgase,die unmittelbar bei der Haltung und Fütterung der Tiere entstehen. Das ist vor allem Methan aus der Verdauung der Tiere und aus der Gülle. Die sogenannten indirekten Emissionen aus dem Anbau und dem Import von Futtermitteln etwa oder durch die Bewirtschaftung von Moorböden würden hingegen bewusst außer Acht gelassen,kritisierten die beiden Organisationen. In Wahrheit seien die Emissionen der Tierhaltung in Deutschland daher mehr als dreimal so hoch wie die Lobbyverbände suggerieren.

Durch eine Reduktion der Tierhaltung ergebe sich ein enormes Einsparpotenzial,rechnet der „Milchmärchen“-Report vor: Würden in Deutschland Milch und Milchprodukte durch pflanzliche Alternativen ersetzt und freiwerdende Flächen renaturiert,könnten Emissionen in der Größenordnung von mehr als 10 Prozent der gesamten deutschen Treibhausgas-Emissionen reduziert werden.

Die von der Branche präsentierten vermeintlichen Lösungen wie Weidehaltung der Tiere,Spezialfutter oder Effizienz-Steigerung kritisierten foodwatch und Faba Konzepte als nicht realistisch und als Greenwashing. So stände zum Beispiel in Wahrheit gerade einmal ein Drittel aller Kühe auf der Weide,und das Futter stamme zum Großteil nicht von der Wiese,sondern vom Acker. Zudem sei die Weidehaltung auf entwässerten Moorböden ein besonderer Klimakiller. Spezialfutter könne die Klima-Versprechen ebenfalls nicht einhalten und sei kaum in großem Maßstab umsetzbar. Und Milchkühe noch „effizienter“ zu machen sei aus Tierschutzgründen keine Lösung. Schon jetzt litten durch die Zucht auf immer höhere Milchleistung rund 40 Prozent der deutschen Milchkühe an schmerzhaften Euterentzündungen. Viele Tiere würden durch die enorme tägliche Belastung krank und müssen frühzeitig geschlachtet werden.

„Die Milchindustrie betreibt Greenwashing,um Milch als harmloses oder gar klimafreundliches Nahrungsmittel darzustellen und weiter große Mengen an Milchprodukten zu verkaufen. Dabei liegt die Lösung für Klima und Tierschutz darin,die Tierhaltung abzubauen und pflanzenbasierte Ernährungsweisen voranzubringen. Dafür braucht es jetzt politische Maßnahmen“,konstatierte Dr. Friederike Schmitz von Faba Konzepte.

Weitere Informationen:

Report „Milchmärchen: Wie die Milchlobby die Klimakrise befeuert,Kühe leiden lässt und Verbraucher:innen täuscht“

Ausführliches FAQ zum Report

 

PM foodwatch e.V.

Haftungsausschluss: Dieser Artikel wurde aus anderen Medien reproduziert. Der Zweck des Nachdrucks besteht darin, mehr Informationen zu vermitteln. Dies bedeutet nicht, dass diese Website ihren Ansichten zustimmt und für ihre Authentizität verantwortlich ist und keine rechtliche Verantwortung trägt. Alle Ressourcen auf dieser Website werden im Internet gesammelt. Der Zweck des Teilens dient nur dem Lernen und Nachschlagen aller. Wenn eine Verletzung des Urheberrechts oder des geistigen Eigentums vorliegt, hinterlassen Sie uns bitte eine Nachricht.

Neueste

  • Jetzt bewerben: Preis für herausragende Jugendarbeit – Eislinger Vereine können ihre Bewerbungen noch bis 31. Juli im Rathaus abgeben

    Alle zwei Jahre verleiht die Stadt Eislingen den mit 1.500 Euro dotierten Jugendpreis. Alle Eislinger Vereine mit aktiver Jugendarbeit können sich hierfür noch bis Ende Juli bewerben. Ausgezeichnet werden Vereine, die sich durch besonderes Engagement für Jugendliche hervorheben. Zu den Bewertungskriterien zählen: herausragende Jugendarbeit im Verein, Aktivitäten des Vereins mit Schulen, dem städtischen Kinder- und ...
  • Schüsse in Göppingen: Sascha Binder beantragt Bericht des Innenministers

    Nach den Schüssen in Göppingen und der Festnahme eines mutmaßlichen Täters hat der Geislinger Landtagsabgeordnete Sascha Binder (SPD) einen Bericht des Innenministers beantragt. „Auch vor dem Hintergrund der Schuss-Serie im Raum Stuttgart ist es wichtig, mögliche Hintergründe und Ermittlungsansätze aufzuklären und dem Innenausschuss transparent zu machen“, so Binder mit Blick auf die Ausschusssitzung am 4. ...
  • Mitgliederversammlung des Landschaftserhaltungsverbandes Landkreis Göppingen e.V. – Verabschiedung des Vorsitzenden Landrat Edgar Wolff

    Die Mitglieder des Landschaftserhaltungsverbandes Landkreis Göppingen e.V. kamen im Hohenstaufensaal des Landratsamtes Göppingen zusammen.  Es war die letzte Mitgliederversammlung unter Landrat Edgar Wolff in seiner Funktion als Vereinsvorsitzender. Die Mitglieder des Landschaftserhaltungsverbands Landkreis Göppingen e.V. (LEV) treffen sich einmal jährlich, um Beschlüsse über Vereinsthemen wie die Entgegennahme des Geschäfts- und Kassenberichts oder die Entlastung des ...
  • Most-Event „Die Besten der Besten“ in Beuren

    Am Mittwoch, 28.05.2025, trafen sich in der schön geschmückten Kelter in Beuren 26 Mostbegeisterte, um ihre selbstgemachten Kernobst-Moste zu verkosten und bewerten zu lassen. Zum dritten Mal schon luden die Landkreise Göppingen und Esslingen zur überregionalen Mostprämierung im Vereinsgebiet des Schwäbischen Streuobstparadieses e. V. nach Beuren ein. Begrüßt wurden die Teilnehmenden und ihre Begleitungen durch ...
  • Beschädigte L 1152 zwischen Schlierbach und Roßwälden wird im Sommer saniert

    Landtagsabgeordnete Sarah Schweizer (CDU) hatte das Verkehrsministerium wiederholt auf Gefahren aufmerksam gemacht Die seit mehr als einem Jahr beschädigte und mit Absperrungen eingeengte L 1152 zwischen Schlierbach und Roßwälden soll noch in diesem Sommer saniert werden. Das hat das zuständige Straßenbauamt Esslingen, das die Maßnahme durchführen wird, der CDU-Landtagsabgeordneten Sarah Schweizer auf Nachfrage bestätigt. Zuvor ...
  • Gefahr für Igel durch Mähroboter

    Die untere Naturschutzbehörde des Landratsamts Göppingen informiert: Vorsicht beim Einsatz von Mährobotern zum Schutz von Igeln und anderen Wildtieren Die Hauptsaison für die Rasenpflege hat begonnen. Zunehmend werden dafür sogenannte Mähroboter genutzt. Die untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt Göppingen weist jedoch darauf hin, dass gerade für Igel und andere kleine Wildtiere die Gefahr durch Mähroboter groß ...
  • Demokratie hörbar machen „Netzwerk Audiojournalismus“ ausgezeichnet

    Im Rahmen des Internationalen Trickfilm-Festivals auf dem Schlossplatz in Stuttgart wurde das Projekt „Netzwerk Audiojournalismus“ des Freien Radios Göppingen als eines von sieben herausragenden Medienkompetenzprojekten in Baden-Württemberg ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand unter freiem Himmel auf der Open-Air-Bühne statt und würdigte innovative Ansätze zur Förderung von Medienbildung und demokratischer Teilhabe. Ein Preis für gelebte Medienbildung Die ...
  • Raus aus der Schule – rein in den Wald! Startschuss für Waldaktionen an Schulen im Landkreis

    Im Rahmen des aktiven und bewegungsorientierten Programms „Wald.Klima.Ernährung“ führt die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald im Landkreis Göppingen in Zusammenarbeit mit dem Forstamt des Landkreises Göppingen sowie mit finanzieller Unterstützung der Volksbank Göppingen mehrere waldpädagogische Aktionen an verschiedenen Schulen im Kreis durch. Dabei erkunden die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 5 bis 7 innerhalb von drei ...
  • Verstärkte Hundesteuerkontrollen

    In einer gemeinsamen Aktion führen die Städte Eislingen und Süßen sowie die Gemeinde Salach verstärkte Kontrollen zur Hundesteuer durch. Ab Montag, 23. Juni 2025 werden die Gemeindevollzugsdienste aus Eislingen, Süßen und Salach verstärkte Kontrollen im öffentlichen Raum zur Hundesteuer durchführen. Die Entwicklung der angemeldeten Hunde und die Rückmeldungen seitens der Bürgerinnen und Bürger lassen den ...
  • Schülerin vom Hohenstaufen-Gymnasium gewinnt beim Schülerwettbewerb des Landtags

    Großer Erfolg für junge Menschen aus Göppingen: Beim diesjährigen Schülerwettbewerb des Landtags von Baden-Württemberg hat die Schülerin Amelie Schmädeke vom Hohenstaufen-Gymnasium in Göppingen einen der ersten Preise gewonnen. Ihr Wettbewerbsbeitrag überzeugte die Jury durch inhaltliche Tiefe, Kreativität und klare Haltung. Der Landtagsabgeordnete Michael Joukov gratuliert den Gewinnerinnen und Gewinnern herzlich zu dieser besonderen Auszeichnung: „Ich ...

Link

Back to top
© Urheberrechte 2009-2020 Auto täglich      Kontaktieren Sie Uns   SiteMap