Etablierte journalistische Geschäftsmodelle unter Druck

2025-10-15    HaiPress

Die Integration generativer Künstlicher Intelligenz (KI) in Suchmaschinen hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Informations- und Meinungsvielfalt. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie von Prof. Dr. Dirk Lewandowski von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg,Fakultät Informatik und digitale Gesellschaft,im Auftrag der Medienanstalten. Die systematische Untersuchung zeigt: KI-basierte Suchantworten schaffen neue Inhalte und verdrängen etablierte Informationsquellen. Denn Anwendungen wie AI Overviews,Bing Copilot Search,Perplexity oder ChatGPT beantworten Suchanfragen zunehmend selbst – ohne dass Nutzende die dahinterliegenden Quellen noch aufrufen müssen. Das hat weitreichende Folgen für die Sichtbarkeit journalistischer Angebote,die Refinanzierung von Medien und die Vielfalt der online zugänglichen Informationen.

Dr. Eva Flecken,Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) und Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb),sagt: „Wenn KI und Suche verschmelzen,wirkt sich das auf jede Informationssuche im Netz von uns aus. Aus Nutzersicht mag es superpraktisch sein,wenn eine KI-Anwendung mir meine Fragen und Nachfragen beantwortet. Doch woher kommen die Antworten eigentlich? KI-Antworten dürfen nicht vielfaltsverengend wirken und die Anbieter tragen die Verantwortung für ihre Antworten. Wir müssen außerdem sicherstellen,dass journalistisch-redaktionelle Inhalte noch zu ihrem Publikum durchdringen und damit ihre Geschäftsgrundlage erhalten. Hier spielen sowohl das deutsche Medienrecht als auch die Durchsetzung des Digital Services Acts eine entscheidende Rolle. Als Medienanstalten werden wir hier unseren Beitrag leisten in dem Rahmen,den uns der Gesetzgeber vorgibt. Ein Rahmen übrigens,der mit der technologischen Entwicklung Schritt halten muss,damit wir wirksam bleiben können.“

Eva-Maria Sommer,als Direktorin der Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein (MA HSH) auch Themenverantwortliche für Medienintermediäre innerhalb der DLM,ergänzt: „Das bisher geltende Haftungsprivileg der Plattformen greift nicht mehr. Google,Microsoft & Co. tragen,wie alle anderen Inhalteanbieter auch,die Verantwortung dafür,dass ihre eigenen KI-Antworten den medienrechtlichen Vorgaben entsprechen. Zudem birgt die Kombination aus prominenter Präsentation eigener Suchergebnisse und potenziell sinkendem Traffic auf etablierten,journalistischen Quellen im Netz die Gefahr einer Monopolisierung der Meinungsmacht. Dem müssen und werden wir wirksam begegnen.“

Die Kernergebnisse des Gutachtens

Funktionsanalyse wirft Fragen zu Transparenz und Verlässlichkeit auf: Etablierte Suchmaschinen integrieren KI-Antworten direkt in ihre Ergebnisse und beeinflussen damit die Sichtbarkeit anderer Treffer. Im Gegensatz dazu präsentieren Perplexity.ai oder ChatGPT ausschließlich KI-Antworten. Es wurden deutliche Unterschiede in der Darstellung,Quellenzuordnung und den Hinweisen auf die Fehleranfälligkeit der KI-Antworten festgestellt,wobei ChatGPT oft auf Quellenangaben verzichtet. Das wirft Fragen zur Transparenz und Verlässlichkeit der Suchergebnisse auf.

Journalistische Geschäftsmodelle durch Traffic-Verschiebung in Gefahr: Die meisten Suchmaschinen finanzieren sich über Werbung. KI-Antworten präsentieren Informationen oft direkt auf der Suchergebnisseite. Es besteht die Gefahr,dass der Traffic zu den ursprünglichen Inhalteanbietern drastisch sinkt. Vorhandene Studien zeigen Traffic-Verluste für Inhalteanbieter in einer Spanne von 18 Prozent bis über 50 Prozent. Dies bedroht die Refinanzierung der Inhaltsproduktion,die für eine vielfältige Informationslandschaft unerlässlich ist.

Folgen für die Informations- und Meinungsvielfalt: Traditionelle Suchergebnisse werden nach unten gedrängt und weniger sichtbar. KI-Antworten können die Vielfalt der Positionen erhöhen,indem sie verschiedene Perspektiven und Informationen aus unterschiedlichen Quellen zusammenfassen und Nutzern in leicht verarbeitbarer Form darbieten. Langfristig kann ein Traffic-Verlust für Inhalteanbieter aber dazu führen,dass die Produktion hochwertiger,vielfältiger Inhalte im Internet wirtschaftlich nicht mehr tragbar ist. Dies hätte negative Auswirkungen auf die Informations- und Meinungsvielfalt.


Ein Folgegutachten der Medienanstalten wird nach der heute vorgelegten Analyse den medienrechtlichen Rahmen beleuchten,um daraus konkrete Ableitungen auch für die Arbeit der Medienanstalten im entsprechenden Kontext zu liefern.

Methodik: Das heute veröffentlichte Gutachten stützt sich auf eine systematische Literaturrecherche und eine detaillierte Analyse der genannten Such- und KI-Systeme (Google,Bing,Perplexity.ai,ChatGPT). Die Datenerhebung erfolgte im Mai 2025.

Zu den Studienergebnissen

PM die medienanstalten Gemeinsame Geschäftsstelle

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