72. Württembergische Weinbautagung: „Innovation und Anpassung im Weinbau“

2025-02-13    IDOPRESS

Der 72. Württembergische Weinbautagung fand am 12. Februar 2025 statt,organisiert vom Regierungspräsidium Stuttgart und der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau. Dabei diskutierten Expertinnen und Experten aktuelle Herausforderungen und Chancen der Branche.

Bereits zum 72. Mal veranstaltete das Regierungspräsidium Stuttgart (RPS) gemeinsam mit der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) heute (12. Februar 2025) die Württembergische Weinbautagung. In diesem Jahr präsentierten sich begleitend zu den Fachvorträgen 17 ausstellende Firmen und Institutionen zu unterschiedlichen weinbaulichen Themenbereichen.

Dr. Dieter Blankenhorn,Leiter der LVWO Weinsberg,begrüßte die Teilnehmenden: „Die derzeitigen Rahmenbedingungen erfordern mehr Innovation,betriebliche Anpassungsprozesse und verstärktes Marketing für unsere Erzeugnisse. „Die Württembergische Weinbautagung ist mit Ihrer gelungenen Mischung aus aktuellen Fachvorträgen und begleitender Ausstellung im Foyer und Innenhof die ideale Plattform zum Austausch und Wissensvermittlung“,führte Dr. Blankenhorn an.

Minister Peter Hauk MdL betonte,dass der Weinbau vor großen Herausforderungen stehe. „Die Klimaveränderung,mit zunehmend langanhaltenden Trocken- oder Regenphasen,macht den Winzern ebenso zu schaffen,wie der Preisanstieg bei Produktionsmitteln oder der den Preis- und Konkurrenzdruck auf dem Weinmarkt. Daher hat die Landesregierung im Januar 2025 ein Sofortprogramm Weinbau aufgelegt,das Maßnahmen der EU,des Bundes und des Landes bündelt. Mit dem Sofortprogramm begleiten und unterstützen wir die Branche mit zukunftsorientierten Lösungen zur Bewältigung aktueller Herausforderungen. Zudem fördert Baden-Württemberg den Erhalt der Weinbauflächen insbesondere der Steil- und Terrassenlagen und hat die Zuschüsse je Hektar von 3.000 Euro auf 5.000 Euro erhöht. Flankierend unterstützt das Land die Absatzförderung im Binnenmarkt,die Qualitätsprogramme,die Vernetzung der Partner im Weinexport sowie Weintourismusprojekte. Auf EU-Ebene setzen wir uns dafür ein,das die EU-Frostbeihilfe kommt und,dass das Fungizid Peronospora für den ökologischen Weinbau gegen den Falschen Mehltau (Peronospora) wieder zugelassen wird. Auf Bundesebene unterstützt Baden-Württemberg die Forderung der Weinbranche,die Rotationsbrache von Weinbergen als Ökoleistung bei den EU-Direktzahlungen einzuführen. Mit unseren Bemühungen und unterstützenden Maßnahmen beschränken wir uns nicht nur auf die Weinbranche,sondern beziehen die vor- und nachgelagerten Bereiche mit ein,weil sich jeder Betriebsverlust negativ auf unser Landschaftsbild und das Sozialgefüge in den Weinbaugemeinden auswirkt. Die aktuellen Herausforderungen können wir nur gemeinsam meistern,mit Engagement für den Erhalt unserer Weinbaukultur und neuen Ideen für die Zukunft der Branche. Denn es geht um Perspektiven für unsere Winzer und die Zukunft des Weinbaus in Baden-Württemberg“,so Minister Hauk.

Dr. Ulrich Dura,Leiter der Abteilung „Landwirtschaft,Ländlicher Raum,Veterinär- und Lebensmittelwesen“ am Regierungspräsidium Stuttgart,blickte auf die aktuelle Lage im Weinbau: „Wein ist Genuss und Leidenschaft – allerdings passt aktuell das gefühlte Image,die wirtschaftliche Lage vieler Betriebe und die insgesamt bedrückte Stimmung nicht zu diesem Bild. In Anbetracht der betriebswirtschaftlichen Zahlen und den insgesamt weltweiten Unruhen ist die Stimmung ernüchternd.  Aber auch das kann man festhalten,selbstverständlich wird der Weinbau in Württemberg und in Deutschland nicht untergehen. Wir haben gute leistungsfähige Betriebe die auf ertragssicheren Standorten wirtschaften. Grenzstandorte werden aufgegeben werden oder benötigen als Kulturgut mit öffentlichem Interesse weiterführende Unterstützungsmöglichkeiten. Jede Krise bietet Chancen – auch wenn man sie auf Anhieb nicht sieht. Kreative Ideen,neue Wege und ein positives Image der Branche gilt es zu bewahren.“

Themen und Vorträge der 72. Württembergischen Weinbautagung

Im ersten Teil der Vortragsveranstaltung wurde das Thema Schäden durch jahresbedingte Witterungsverläufe thematisiert.

Sina Rzesnitzek vom Regierungspräsidium Stuttgart stellte das Förderprogramm „Mehrgefahrenversicherung im Obst- und Weinbau“ vor. „Zur Stärkung der eigenverantwortlichen betrieblichen Risikovorsorge der baden-württembergischen Obst – und Weinbaubetriebe hat das Ministerium für Ernährung,Ländlicher Raum und Verbraucherschutz 2020 das Förderprogramm `Ertragsversicherung im Obst- und Weinbau´ ins Leben gerufen. Die Umsetzung wurde 2024 an das Regierungspräsidium Stuttgart übertragen. Im vergangenen Jahr sind dabei über 1.600 Förderanträge eingegangen und es wurden Fördergelder für eine versicherte Gesamtfläche von rund 16.500 Hektar beantragt. Das Förderprogramm,welches in die ´Mehrgefahrenversicherung im Obst- und Weinbau umbenannt wurde,soll dauerhaft fortgeführt und schrittweise weiterentwickelt werden. Mit dem Antragsjahr 2025 wird es an den Gemeinsamen Antrag angebunden und damit in ein Online-Verfahren mit FIONA überführt“,so Rzesnitzek.

Nicole Dickemann von der LVWO Weinsberg referierte zum Thema Maßnahmen zur Spätfrostvermeidung und stellte Versuchsergebnisse aus 2024 vor. „Der Versuchsaufbau gliedert sich in weinbauliche und technischen Präventionsmaßnahmen“,erklärte Dickemann. Die weinbaulichen Maßnahmen gliedern sich in Double Pruning (doppelter Rebschnitt),und verschiedene Ölbehandlungen. Bei den technischen Maßnahmen wurde die Frostberegnung,verschiedene Heizdrahtsysteme sowie eine Infrarot-Heizdrahtvariante untersucht. Neben der Wirksamkeit im Weinberg wurde auch die Wirtschaftlichkeit und der Energiebedarf der Maßnahme erfasst.

Der zweite Abschnitt des Vormittages stand unter dem großen Leitthema Kostenstrukturen und Optimierungsmöglichkeiten bei der Traubenerzeugung. Die wirtschaftliche Situation erfordert auch hier gezielte Überlegungen zu Anpassungsmöglichkeiten auf den Praxisbetrieben.

Steffen Zeyer von der LVWO Weinsberg,Referat Betriebswirtschaft gab einen Überblick zum Weinmarkt und erläuterte anschließend die aktuellen Kostenstrukturen der württembergischen Traubenerzeugung. Er erläuterte den Zusammenhang von Weinproduktion und Weinkonsum weltweit. So ging in den großen Weinbauländern Italien,Frankreich und Spanien der Konsum seit 1990 deutlich stärker zurück als die Produktionsmenge. Im Anschluss ging auf betriebliche Anpassungsmöglichkeiten in diesen für den Weinbau herausfordernden Zeiten ein.

Daniel Regnery vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum an der Mosel,referierte zum Thema Extensivierung im Weinbau. Er erläuterte eingehend,welchen Beitrag Kordonschnitt und Nichtheftsysteme leisten können. „Der Minimalschnitt im Spalier hat in den vergangenen Jahren in nahezu allen deutschen Anbaugebieten immer mehr Verbreitung gefunden. Wer Kosten sparen,dabei aber die Qualität nicht aus den Augen verlieren möchte,der wird eventuell beim Nichtheftsystem fündig“,so Regnery. Er stellte die Anbaumethoden vor und zeigte auf,für welche Rebsorten sich die Systeme eignen und was es in der Praxis darüber hinaus noch zu beachten gilt.

Sein Vortrag wurde durch Beiträge aus der Praxis ergänzt. So berichteten Markus Eberle,Reinhard Seiz und Holger Schaible von Ihren ganz eigenen Erfahrungen mit Extensivierungssystemen und lieferten einen wertvollen Einblick in die Praxis.

Die Württembergische Weinbautagung ist als zweistündige Fortbildungsveranstaltung für den Sachkundenachweis im Bereich Pflanzenschutz anerkannt.

So berichtete Gottfried Bleyer vom Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg über moderne Bekämpfungsstrategien von Peronospora in schwierigen Jahren. Der Pilz könne zu hohen Ernteverlusten führen,insbesondere bei feuchtwarmer Witterung.

Karl Bleyer von der LVWO Weinsberg erläuterte anschließend seine langjährigen Erfahrungen mit Oidium,Esca und Flavesence doree. Insbesondere das Thema Echter Mehltau habe 2024 gezeigt,dass zur Ertrags- und Qualitätssicherung ein gezielter,integrierter Pflanzenschutz notwendig sei. Auch die aktuelle Zulassungssituation im Bereich der Pflanzenschutzmittel,die politischen Rahmenbedingungen und der Umgang mit neuen Schädlingen wurden in dem Zusammenhang angesprochen.

Jan Reustle lieferte wertvolle Einblicke in den Beitrag der Biodiversität für einen resilienten Weinbau. Die biologische Vielfalt in den Weinbauflächen lebe vom Strukturreichtum. Gerade die trockenheißen Südhänge in den Terrassenlagen sei ein besonderer Lebensraum. Diesen zu erhalten und weiterzuentwickeln sei eine wichtige Aufgabe im öffentlichen Interesse.

Hintergrundinformationen:

Die Württembergische Weinbautagung findet bereits zum 72. Mal statt. Die Organisation und Durchführung liegt in den Händen des Regierungspräsidiums Stuttgart und der LVWO. Die LVWO ist eine Landesanstalt des Ministeriums für Ernährung,Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.

PM Regierungspräsidium Stuttgart

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